Im Spätwinter des Vorjahres öffnete sich die Tür der Werkstatt von Conde in Madrid. Keiner wusste, dass Felipe Conde bei dem unangekündigten Besuch einer älteren und sehr eleganten Dame eine wichtige Entdeckung in Bezug auf die Flamenco-Geschichte ihrer Werkstatt machen würden.
Sie brachte einen alten grauen Gitarrenkoffer mit, der mit einer Vielzahl bunter kubanischer Zigarrenbänder verziert war. Sie erzählte, sie sei die Tochter des Flamenco-Gitarristen Pepe de Badajoz und die Gitarre gehörte ihrem verstorbenen Vater. Pepe de Badajoz war Bruder von Manolo de Badajoz und Onkel von Justo de Badajoz, Meister des Flamenco Puro ihrer Zeit. Als sie den Koffer öffneten, lag im Inneren eine Flamenco-Negra mit Fichtendecke und Boden und Zargen aus Palisander, eine Konzertgitarre mit der Media Luna-Form auf der Kopfplatte. Die eigentliche Überraschung kam, als wir das Etikett mit der Aufschrift
„Vda. und Sobrinos de Domingo Esteso - Gravina 7 - Madrid (unterzeichnet von den Brüdern Conde) aus dem Jahre: 1952.“
Dies war das erste Mal, dass sie einer Flamencogitarre auf Konzertniveau mit einer Media Luna-Kopfplatte begegneten, die vor 1953 gebaut wurde. Wir wussten immer, dass das berühmte Kopfplattendesign, das so mit der modernen Flamenco-Welt verbunden ist, Anfang der 1950er Jahre entwickelt wurde. Die Verwendung dieses Designs war immer mit den 1960er Jahren verbunden, als es für erstklassige Flamenco-Gitarren verallgemeinert wurde. In unseren Händen hielten wir die möglicherweise erste dokumentierte Flamenco-Konzertgitarre mit der Media Luna Kopfplatte und Boden und Zargen in Palisander.
Die Gitarre wurde von ihren Besitzern sehr gut erhalten, wobei alle Originalteile erhalten blieben, sie hatte kaum Schäden und vor allem hat sie diesen typischen abgerundeten Klang der alten Zeit, der für unsere Gitarre aus dieser Zeit so charakteristisch ist.
Felipe Conde Jr. begutachtete die Gitarre zusammen mit seinem Vater und beide verliebten sich sofort in sie. Sie beschlossen, diesen außergewöhnlichen Fund selbstverständlich zu erwerben. Felipe Conde Jr. entgegnete darauf, dass er diese Gitarre persönlich als erste Gitarre in seiner persönlichen Sammlung erworben hat, auf der er aufbauen möchte.
Letztendlich erwarb Felipe Conde Jr. diese Gitarre von Pepe de Badajoz‘ Tochter, die mehr als glücklich war, dass die Gitarre endlich einen Kreis geschlossen hatte und an ihren Geburtsort nach Madrid zurückkehrte.
Die Werkstatt in der Calle Gravina 7 in Madrid wurde 1915 von Domingo Esteso eröffnet. Anfang der 1950er Jahre wurde der wohl weltberühmteste Kopf mit dem Namen "Media Luna = Halbmond" hier designed.
Anfang der 1960er Jahre wurden die Gitarren weltberühmt durch Gitarristen wie Niño Ricardo, Sabiacas, Melchor de Marchena, Mario Escudero, Paco de Lucía, Paco Cepero, Enrique de Melchor, los “Hbichuela”, Oscar Herrero, Gerardo Núñez, Rafael Riqueni, Tomatito, Al di Meola, John McLaughlin, Bob Dylan, Cat Stevens, Leonard Cohen und andere.
Hier entstand auch die erste "Flamenca Negra" mit Palisander als Korpusholz. Die bisherigen Flamenco-Gitarren waren aus Zypresse. Den Palisander kannte man nur von klassischen Konzertgitarren. Auf diese Weise wurde ein neuer Klang kreiert, der durch die Flamenco-Legende "Paco de Lucia" weltberühmt geworden ist, und mit ihm auch das Modell "Media Luna".