Neue Flamenco-Gitarren aus Andalusien

Matthias Hafner • 10. Oktober 2021

Zu Besuch bei der Gitarrenbauer-Familie "Valeriano Bernal" in der Sierra de Cadiz

Der Geruch von Holz in einer Werkstatt, das Hämmern und Sägen, das Fehlen von lauten Elektrowerkzeugen und die relative Ruhe, mit der Handwerker ihrer Arbeit nachgehen, haben etwas ganz Besonderes.
In der Sierra de Cadiz, die bekannt ist für die "weißen Dörfer"in Andalusien, genauer gesagt  im Bergdorf "Algodonales,  scheint die Zeit still zu stehen. 

Es ist eine einfache und angenehme Fahrt zum Dorf Algodonales, 80 km von Jerez entfernt, auf dem Weg nach Ronda. Die Landschaft ist malerisch mit traditionellen Bodegas, die von Weinbergen, Olivenhainen und weißen Cortijos umgeben sind.

Wir durchqueren die engen Gassen des romantischen Ortes, vorbei am  Marktplatz und erreichen nach kurzer Fahrzeit die Werkstatt des Gitarrenbauers "Valeriano Bernal".

Die Werkstatt von Valeriano Bernal ist unauffällig, versteckt in einer Seitenstraße, die man wahrscheinlich nicht finden würden, ohne nach dem Weg zu fragen. Die Werkstatt wurde 1946 gegründet. Nach dem Tod von Valeriano Bernal führt sein Sohn Rafael die Werkstatt zusammen mit seiner Schwester Chari und ihrem Mann Ramon und leben die Familien-Handwerks-Tradition weiter.


Die Gitarrenbauer-Familie besitzt ein eigenes Holzlager und auch ein kleines Sägewerk. Auch das Lackieren und Finish der Gitarren passiert in der hauseigenen kleinen Lackiererei. Die verwendeten Hölzer werden minimum 15 Jahre an der Luft getrocknet, je nach Gitarrenmodell lagern hier Hölzer bereits seit 30 Jahren und mehr.

Die Atmosphäre ist entspannt. Chari begrüßt uns zeigt uns ein Fotoalbum. Es enthält wunderschöne alte Schwarz-Weiß-Bilder von Valeriano mit den Flamenco-Größen, die seine Werkstatt besucht haben und für die er im Laufe der Jahre Gitarren gebaut hat. Es ist ein wahres Who-is-Who der spanischen Flamenco-Welt.


Chari bietet uns an, uns durch die Werkstatt zu führen und wir gehen nach oben. Zuerst zeigt sie uns die Holzregale, aus denen sie die verschiedenen Stücke sägen, aus denen die Gitarren hergestellt werden. Hier lagern erstklassiges Royal-Zypressenholz aus Spanien , Indischer Palisander und andere edle Hölzer die verwendet werden. Das Holz ist in der Regel 15-30 Jahre alt ist; je älter das Holz, desto besser.

Jeder Holzstapel ist mit dem Gitarrenmodell beschriftet, für das er bestimmt ist. Es dauert ungefähr 2-3 Monate, um eine Gitarre zu bauen, und je nach Modell beträgt die Bauzeit zwischen 50 und 100 Arbeitsstunden. Die Bauweise passiert nach traditioneller spanischer Gitarrenbauweise des 19. Jahrhunderts. Nahezu alle Arbeitsschritte passieren in 100% Handarbeit.

Die Werkstatt hat sich auch ein spezielles Balken-System für die Decke patentieren lassen, das sogenannte "Sistema de Barras Valeriano".
Die Position der Balken im Inneren der Decke hat nämlich einen ganz wesentlichen Einfluss auf Sustain und Klang des Instruments.

Wir sind beeindruckt - von der Atmosphäre im Dorf und der Werkstatt von Bernal - man fühlt sich in eine andere Zeit und Welt zurückversetzt - in einem romantischen Bergdorf - fernab von der Hektik der großen Städte und dem Massentourismus. Hier spürt man Ruhe und Gelassenheit. Gitarrenbau wird als echtes Handwerk verstanden.
Chari hat einige Gitarrenmodelle für unseren Besuch vorbereitet. Nach einem ausgiebigen Test steht - die Gitarren von Bernal sind nun auch fester Bestandteil unseres Portfolios. Insbesondere die Modelle mit dem patentierten Balkensystem haben uns sofort überzeugt. Einige Modelle haben wir auch gleich für uns/euch reserviert.

Wir haben einige schöne Modelle direkt im Bergdorf Algodonales in Andalusien ausgesucht und auf unserer Spanienreise im September 2021 mitgebracht. In Kürze sind die Modelle auch in unserem Online-Shop zu finden.

von Matthias Hafner 31. August 2024
Eine wundervolle Falseta für Bulerias. Das Thema wurde 1973 im Stück "Aire" vom Sänger Jose de Merce publiziert.
von Matthias Hafner 31. August 2024
Eine wundervolle Falseta für Bulerias. Das Thema wurde 1973 im Stück Bravo vom Sänger Bambino publiziert. Im Original zu hören sind 3 Gitarristen Guitar: Paco de Lucía Guitar: Enrique Escudero Guitar: Paco del Gastor
von Matthias Hafner 31. August 2024
Sabicas, mit bürgerlichem Namen Agustín Castellón Campos geboren 1907 in Pamplona, †14. April 1990 in New York, Flamencogitarrist. Er gehört zu den ganz großen Altmeistern und Legenden des Flamencos. Sein Künstlername geht angeblich darauf zurück, dass er als Kind gerne „habicas“ verzehrte, wie er die im Spanischen als habas bezeichneten Bohnen nannte. Bereits im Alter von zehn Jahren debütierte Sabicas als Solist in Madrid, wo er in der Folgezeit u. a. im Tablao Villa Rosa mit nahezu allen Größen der damaligen Flamencowelt wie José Cepero (1888–1960), Pepe Pinto (1903–1969), Niña de los Peines (1890–1969) und R. Montoya zusammenarbeitete. 1936 verließ er Spanien bei Ausbruch des Bürgerkrieges und ging zunächst mit der Flamencogruppe der Tänzerin Carmen Amaya auf Tournee nach Argentinien. Bis 1950 lebte er in verschiedenen Ländern Lateinamerikas, von 1950 bis 1955 in Mexiko und ab 1955 in New York. Sabicas wurde für sein Schaffen mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der Premio Nacional de Guitarra Flamenca in Jerez 1967 und der Premio de Radio Nacional de España 1971. Diskographie  (über 60 Schallplatten: Solo, Gitarrenduo und -trio, mit Sängern, erschienen bei RCA, Decca, Elektra, ABC, Brunswick, Hispavox u. a.) Sabicas Flamenco Concert (Keynote, 1947) Sabicas Flamencan Guitar Solos (Decca, 1949) The Greatest Flamenco... Wir haben für Euch das Stück, eine Farruca von Sabicas ausgesucht mit dem Namen "Punto y Tacon" - ein wundervolles Thema des Altmeisters, das er 1959 aufgenommen hat. Viel Spass beim Ausprobieren.
von Matthias Hafner 14. Juni 2024
Jede Gitarre ein Unikat: - Erstklassige Premium-Hölzer für die Decke - Exklusives Cutaway-Design - Sehr dynamisch im Klang - 1A Bespielbarkeit - 12-Loch Steg - Dots an den Bünden 5 und 7 für bessere Orientierung - Top-Preis-Leistungsverhältnis
von Matthias Hafner 11. Januar 2024
Es ist ein sommerlicher Oktober-Tag bei 30 Grad in Aldaya an der Costa de Azahar in Spanien. Wir treffen Juan mit Tochter Esther und Schwiegersohn Victor in einem Restaurant zum Mittagessen unweit der Gitarrenwerkstatt. Juan ist ein "Autentico" wie die Spanier sagen, ein Original, immer gut gelaunt und offen in der Kommunikation, sagt was er denkt. Ursprünglich geboren und aufgewachsen ist Juan in Andalusien in der Sierra de Aracena. Die Gegend dort ist bekannt für den berühmten Jabugo-Schinken. Nach dem Mittagessen fahren wir zu seiner Werkstatt, sehr romantisch gelegen umgeben von Orangen-Hainen, die kurz vor der Ernte stehen. Juan öffnet die Werkstatt-Türe und es kommt uns sofort dieser wundervolle Duft von Zypressen-Holz entgegen. Seine Gitarren-Werkstatt hat er Anfang der 70er Jahre in Aldaya gegründet. "Eigentlich bin ich ja schon "jubilario" - (Übs. "im Ruhestand"), aber ich denke auch nach über 50 Jahren Gitarrenbau noch nicht daran aufzuhören", erklärt Juan und zeigt uns mit Stolz und viel Leidenschaft die Gitarren, die er für uns zur Selektion vorbereitet hat. Gemeinsam mit Victor arbeiten 2 Generationen in der Werkstatt und dies ist auch ein wichtiger Aspekt, der die Gitarren von Juan Montes so erfolgreich macht. Hier treffen spanische Gitarrenbau-Tradition auf moderne Ideen und Innovationen.
von Matthias Hafner 1. Dezember 2023
Die Winterzeit steht bevor, und das ist auch die gefährlichste Jahreszeit für unsere wertvollen Instrumente... In dem heutigen Beitrag geht es darum, was dabei zu beachten ist und wie ich meine Gitarre somit winterfest machen kann. Der Gitarrenbauer José Ramirez III. sagte in seinem Buch "Around the Guitar", dass die größte aller Gefahren, die eine Gitarre bedrohen können, außer natürlich, dass ein Lastwagen darüber fährt, die klimatischen Veränderungen von feucht zu trocken und umgekehrt sind, besonders wenn diese Veränderungen schnell auftreten. Eine Gitarre verträgt in aller Regel Abweichungen von bis zu 5% unterhalb der relativen Luftfeuchtigkeit, in der sie hergestellt wurde, und sogar 10-15% darüber. Wer einmal mit seiner Gitarre in andere Klimazonen gereist, hat sicher auch festgestellt, dass die Gitarre auf einmal anders klingt. Auch das liegt an Temperatur-Veränderungen und Änderungen der Luftfeuchtigkeit. Viele Gitarren - ob Flamenco, Klassik, Crossover, Western... sind aus massiven Hölzern gefertigt, aus unterschiedlichsten Breitengraden und Kontinenten und Klimazonen. Obwohl die Gitarren in der Regel lackiert sind, und dieser Lack auch einen gewissen Schutz vor äußeren Einwirkungen bietet, ist dieser Schutz nicht 100%ig gegen Klima- und Temperaturveränderungen. Obwohl Lacke und andere Oberflächen die Bewegung von Wasserdampf zwischen der Atmosphäre und dem Holz verlangsamen können, können sie ihn nicht vollständig stoppen. Besonders hier bei uns in Mitteleuropa lauern Gefahren im Winter - in den Räumen wird geheizt, dadurch verliert die Raumluft an Luftfeuchtigkeit. Denn die Gitarre reagiert auf diese Veränderung - zu unseren Ungunsten. Sie gibt dann Feuchtigkeit an den Raum ab und trocknet langsam aus. Denn wenn Holz trocknet, schrumpft es. Auch der Klang verändert sich. Ist die Gitarre einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 40% ausgesetzt, kann schon nach kurzer Zeit ein erheblicher Schaden entstehen, bis hin zu Rissen in der Decke. Eine Studie zeigt, welche Gefahren bei welcher Stufe der Luftfeuchte lauern können: Wir gehen mal davon aus unsere Gitarre steht im Raum auf dem Gitarrenständer oder hängt an der Wand über mehrere Stunden oder sogar Tage. 1) Die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt unter 40%: Dies ist im Winter in einem normal beheizten Raum durchaus normal. Was passiert nun mit unserer Gitarre? • Der Resonanzboden verliert langsam seine Krümmung. • Die Bund-Enden am Griffbrett fühlen sich beim Spielen scharf an. Das Holz schrumpft, das Metall aber nicht. • die Saitenlage sinkt etwas und die Saiten neigen eher zu Schnarren; die Brückenseiten wirken eingebogen • die Decke kann etwas eingefallen (konkav) aussehen 2) Die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt unter 25%: Was passiert nun mit unserer Gitarre? • das Griffbrett schrumpft und die Bünde ragen heraus und verfangen sich beim Spielen auf der Haut. • Verbindungen beginnen sich zu trennen. • Decke und Boden sind gerade oder sogar eingefallen (konkav) • die Saitenhöhe hat sich verringert und die Saiten schnarren • Zwischen der Brücke und dem Resonanzboden kann eine leichte Lücke entstehen. • nach einiger Zeit hebt sich die Brücke oder reißt ab 3) Unter 15%: Was passiert nun mit unserer Gitarre? • Auf dem Resonanzboden und dem Gehäuse treten Risse auf. • Risse an Brücke und Griffbrett • in der Decke entsteht ein großer Riss von der Brücke zum hinteren Ende • Einlegearbeiten an der Schalllochrosette ragen sichtbar heraus •Klebeverbindungen in Hals, Brücke und inneren Verstärkungsstangen beginnen sich zu trennen
von Matthias Hafner 1. November 2023
Der Gitarrenbauer David Peña Vargas, vor vielen Jahren noch selbst als Flamencogitarrist in der Szene in Andalusien tätig. Schlußendlich entschied er sich damals, seine Karriere als Gitarrist aufzugeben und sich seiner wahren Berufung zu widmen - dem Gitarrenbau. Die Leidenschaft zum Klang und Holz brachte ihm schnell die Erfolge und so wurde auch die Profi-Flamenco-Szene auf seine Kunstwerke aufmerksam. Heute gibt es kaum einen renommierten Flamencogitarristen in der lokalen Profiszene, der nicht eine Flamencogitarre von ihm besitzt. Berühmte Namen und Größen wie Antonio Rey, Diego Del Morao, Alejandro Sanz, Manuel Parillo u. v. a.
von Matthias Hafner 28. September 2023
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