von Matthias Hafner
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1. Dezember 2023
Die Winterzeit steht bevor, und das ist auch die gefährlichste Jahreszeit für unsere wertvollen Instrumente... In dem heutigen Beitrag geht es darum, was dabei zu beachten ist und wie ich meine Gitarre somit winterfest machen kann. Der Gitarrenbauer José Ramirez III. sagte in seinem Buch "Around the Guitar", dass die größte aller Gefahren, die eine Gitarre bedrohen können, außer natürlich, dass ein Lastwagen darüber fährt, die klimatischen Veränderungen von feucht zu trocken und umgekehrt sind, besonders wenn diese Veränderungen schnell auftreten. Eine Gitarre verträgt in aller Regel Abweichungen von bis zu 5% unterhalb der relativen Luftfeuchtigkeit, in der sie hergestellt wurde, und sogar 10-15% darüber. Wer einmal mit seiner Gitarre in andere Klimazonen gereist, hat sicher auch festgestellt, dass die Gitarre auf einmal anders klingt. Auch das liegt an Temperatur-Veränderungen und Änderungen der Luftfeuchtigkeit. Viele Gitarren - ob Flamenco, Klassik, Crossover, Western... sind aus massiven Hölzern gefertigt, aus unterschiedlichsten Breitengraden und Kontinenten und Klimazonen. Obwohl die Gitarren in der Regel lackiert sind, und dieser Lack auch einen gewissen Schutz vor äußeren Einwirkungen bietet, ist dieser Schutz nicht 100%ig gegen Klima- und Temperaturveränderungen. Obwohl Lacke und andere Oberflächen die Bewegung von Wasserdampf zwischen der Atmosphäre und dem Holz verlangsamen können, können sie ihn nicht vollständig stoppen. Besonders hier bei uns in Mitteleuropa lauern Gefahren im Winter - in den Räumen wird geheizt, dadurch verliert die Raumluft an Luftfeuchtigkeit. Denn die Gitarre reagiert auf diese Veränderung - zu unseren Ungunsten. Sie gibt dann Feuchtigkeit an den Raum ab und trocknet langsam aus. Denn wenn Holz trocknet, schrumpft es. Auch der Klang verändert sich. Ist die Gitarre einer relativen Luftfeuchtigkeit von weniger als 40% ausgesetzt, kann schon nach kurzer Zeit ein erheblicher Schaden entstehen, bis hin zu Rissen in der Decke. Eine Studie zeigt, welche Gefahren bei welcher Stufe der Luftfeuchte lauern können: Wir gehen mal davon aus unsere Gitarre steht im Raum auf dem Gitarrenständer oder hängt an der Wand über mehrere Stunden oder sogar Tage. 1) Die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt unter 40%: Dies ist im Winter in einem normal beheizten Raum durchaus normal. Was passiert nun mit unserer Gitarre? • Der Resonanzboden verliert langsam seine Krümmung. • Die Bund-Enden am Griffbrett fühlen sich beim Spielen scharf an. Das Holz schrumpft, das Metall aber nicht. • die Saitenlage sinkt etwas und die Saiten neigen eher zu Schnarren; die Brückenseiten wirken eingebogen • die Decke kann etwas eingefallen (konkav) aussehen 2) Die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt unter 25%: Was passiert nun mit unserer Gitarre? • das Griffbrett schrumpft und die Bünde ragen heraus und verfangen sich beim Spielen auf der Haut. • Verbindungen beginnen sich zu trennen. • Decke und Boden sind gerade oder sogar eingefallen (konkav) • die Saitenhöhe hat sich verringert und die Saiten schnarren • Zwischen der Brücke und dem Resonanzboden kann eine leichte Lücke entstehen. • nach einiger Zeit hebt sich die Brücke oder reißt ab 3) Unter 15%: Was passiert nun mit unserer Gitarre? • Auf dem Resonanzboden und dem Gehäuse treten Risse auf. • Risse an Brücke und Griffbrett • in der Decke entsteht ein großer Riss von der Brücke zum hinteren Ende • Einlegearbeiten an der Schalllochrosette ragen sichtbar heraus •Klebeverbindungen in Hals, Brücke und inneren Verstärkungsstangen beginnen sich zu trennen